Mit sonderbarer Gnadenlosigkeit wird Technik nach wie vor als Mittelstruktur verstanden: als ambivalentes Instrument zur Erreichung vorgegebener Ziele. Weiter so zu denken würde eine gefährliche Illusion der Freiheit gegenüber der Technik implizieren. Denn wir sind auf Technik nicht nur als Mittel des Überlebens angewiesen, sondern sie bestimmt das Wie unserer Lebensform, sie stellt die gesellschaftliche Infrastruktur und bestimmt somit den gesellschaftlichen Zusammenhang des Ganzen wie auch die Gesellschaftlichkeit des Individuums. Was Technik als zivilisatorischer Zustand ist, das steht zu denken noch aus. Als Haupthindernis hierfür erweist sich die Auffassung, dass die Erde das Experimentierfeld menschlicher Machbarkeitsfantasien ist. Günter Anders bezeichnet die Folgen der daraus resultierenden Hybris unmissverständlich: „Wenn wir uns weiter darauf beschränken, die Natur als Herrschaftsgebiet, als Arbeitsmittel oder -stoff, statt als Partner anzusehen, ist alles aus.“ Wie kann der Mensch aber zu einer veränderten Haltung der Welt gegenüber finden, wenn er „weltfremd“, d.h. nicht in sie „eingebettet“ ist und nirgendwohin gehört? Günther Anders spitzt die „Weltfremdheit des Menschen“ in paradoxer Weise zu. Er behauptet, das Wesen des Menschen bestehe darin, kein Wesen zu haben: „weltfremd“ und gleichzeitig bestrebt, sich die Welt anzueignen, führt er eine Existenz, die aus „pluralen Möglichkeiten“ besteht. Diese These könnte auch in heutiger Zeit formuliert sein. An einer anderen Stelle erwähnt er Karl Jaspers und dessen Gedanken eines „Halts“. Der Mensch sucht in der Welt nach einer Anbindung. Wenn er sie nicht findet, sucht er Zuflucht in der Religion. Auf unseren „Spaziergängen zwischen Ost und West“ stellen wir fest, dass die chinesische Ästhetik sich gerade dadurch auszeichnet, dass sie dem Menschen einen Weg der Anbindung an die Welt eröffnet, die nicht religiöser Natur ist. An Zong Baihuas „Ästhetischen Spaziergängen“ wird offensichtlich, dass „Welt-Sein“ für den Menschen ein „Welt-Werden“ bedeutet, dabei allerdings den Durchgang seiner Seinserfahrungen durch ein vermittelndes Medium – im Falle Zong Baihuas die Dichtkunst – voraussetzt. Menschliche Erkenntnis stellt sich ausgehend von Bildern und Zeichen ein, die dem Menschen bedeuten, dass er eine Größe unter anderen und ein unerlässlicher Bestandteil eines kosmisch-irdischen Prozesses ist. Im Falle der „Ästhetischen Spaziergänge“ steht hierfür das „Gehen als Kunst“, und zwar als ein „Erkenntnis-„gang“, wie in einem der vorhergehenden Blogs festgestellt wurde.